5. Energieforum in Lingen

Emsländische Partner setzen weiter zusammen auf Wasserstoff

Von Mike Röser (noz.de Plus Artikel vom 07.09.2019 Seite 9)

Lingen. Deutliche Botschaften sind vom Lingener Energieforum 2019 in Sachen Energiewende und Wasserstoffwirtschaft gesendet worden: Es geht nun darum, den Wandel wirtschaftlich rentabel umzusetzen. Das Emsland und Lingen sind dafür bestens geeignet. Die in der Region tätigen Industrieunternehmen arbeiten beim Wasserstoff weiter zusammen. Und: Die Politik muss schnell die Leitplanken setzen.

Viele unterschiedliche Akteure kamen beim Energieforum 2019 ins Gespräch, unter anderem (von links) Thomas Thiemann (Siemens), Ludger Brüffer (Innogy), Andreas Scheck (Neptune Energy), Stefan Engelshove (Arbreitskreis Energie), Staatssekretär Frank Doods, Patrik Rosen (Rosen-Gruppe), Mechtild Weßling (Wirtschaftsverband Emsland), Erster Kreisrat Martin Gerenkamp und Oberbürgermeister Dieter Krone. Foto: Wirtschaftsverband

Der Einladung vom Wirtschaftsverband Emsland (WV) und der Energie-Achse Ems waren 340 Gäste auf den Campus Lingen gefolgt. Für WV-Geschäftsführerin Mechtild Weßling bewies die Zahl der Anmeldungen die Aktualität des Themas. Denn als ein Hauptthema hatten die Veranstalter die Sektorenkopplung gesetzt, also die Verbindung unterschiedlicher Industriezweige.

Grüner Wasserstoff als Schlüssel

Als Schlüssel dafür wird im Emsland mittels regenerativer Energien gewonnener Wasserstoff gesehen. Die bisherige Infrastruktur der Energiewirtschaft der Region soll genutzt werden, um beispielsweise Energie von den Windparks in der Nordsee zwischenzuspeichern (etwa in Gasleitungen) und ihn in anderen Industriebereichen nutzbar zu machen.

Ideale Voraussetzungen

Dass das Emsland für den Aufbau einer entsprechenden Wasserstoffwirtschaft ideal ist, daran ließ Martin Gerenkamp, Erster Kreisrat des Landkreises, keinen Zweifel: "Wir haben hier Voraussetzungen wie nirgendwo anders in Niedersachsen." Das Dümmste, was dem Emsland passieren könne, sei es, in Zukunft eine Region zu sein, durch die der Strom nur transferiert wird. "Wir müssen in Hannover und Berlin deutlich machen, dass wir für den Wasserstoff alles hier haben, um diese Wirtschaft auszurollen", sagte Gerenkamp und ergänzte:

    Damit können wir einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele beisteuern.

Sehr viel Arbeit sei in die Bemühungen in diese Richtungen bereits geflossen, betonte Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone in seinem Grußwort. Für ihn ist Wasserstoff "der Energieträger der Zukunft". Er verwies auf die vorherigen Energieforen, aber auch auf viel Netzwerkarbeit. Krone war überzeugt, dass sich nach Jahren des politischen Stillstands nun etwas bewege:

    Da kommt jetzt ein Schwung in die Masse, das ist unglaublich.

Positiv gestimmt haben dürfte den Oberbürgermeister die Gästeschar auf dem Campus: Denn dort versammelten sich "viele Gesichter, die in der Region etwas zu sagen haben", wie es Gerenkamp ausdrückte. Eine zweite wichtige Botschaft verkündete jedoch Stefan Engelshove, der Leiter des Arbeitskreises Energie des Wirtschaftsverbandes und Sprecher der Energie-Achse Ems: Vor Beginn des Forums hatten sich die Akteure der H2-Region Emsland getroffen und auf eine weitere Zusammenarbeit verständigt.

Zwei Projekte von Partnern der H2-Region Emsland, die Sektorenkopplung von H&R in Salzbergen und ein Forschungsprojekt der TU Clausthal, zählten jüngst zu den Gewinnern beim Bundeswettbewerb "Reallabore der Energiewende". Dort winken nun hohe Bundeszuschüsse. "Alle werden weitermachen", betonte Engelshove bei der Vorstellung der H2-Region-Partner. Worum es ihnen geht, machte unter anderem Sebastian Schulte von der BP Lingen deutlich: Im Projekt "Green Refinery" sei es dort gelungen, Kraftstoffe ohne Rohöl-Einsatz herzustellen. Die Frage sei nun, wie dies zu marktüblichen Preisen gelinge.

Geht es mit der Energiewende zu langsam voran? Diese Frage stellte Moderator Harald Prokosch den Diskutanten Andreas Mainka, Stefan Engelshove und Professor Tim Wawer.

Deutlich wurde jedoch in einer Podiumsdiskussion, dass die Politik bislang noch nicht den Rahmen geschaffen hat, damit Unternehmen sicher agieren können. Dies machten die Diskutanten Engelshove, Andreas Mainka (Vorstand Wirtschaftsverband), Professor Tim Wawer (Hochschule Osnabrück) und auch Moderator Harald Prokosch in Richtung Staatssekretär Frank Doods deutlich.

Staatssekretär Frank Doods sieht in Lingen geballte Kompetenz in der Industrie, die zum Gelingen der Energiewende beitragen kann. Foto: Mike Röser

Letzterer vertrat den Schirmherrn des Energieforums, Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Olaf Lies, der aufgrund des Windkraftgipfels in Berlin verhindert war. Doods meinte:

    Ja, es ist zu träge. Wir müssen der Schnecke Energiewende Beine machen, da sind wir uns einig.

Die Gäste konnten in fünf Fachforen Aspekte der Energiewelt von Morgen vertiefen. Den Impulsvortrag „Intelligent verschwenden – Warum wir in einer Welt der unbegrenzten Energien leben“ hatte zuvor Professor Timo Leukefeld gehalten.

Für ein "intelligentes" Verschwenden von Energie sprach sich Hauptreferent Professor Timo Leukefeld aus.

Er stellte beispielsweise Wohnhäuser vor, die theroetisch genug Energie produzieren, um keine mehr von außen zu benötigen. Das Problem dabei sei, dass im Sommer zuviel und im Winter zu wenig Energie da sei. Leukefeld meinte:

    Am besten ist das mit Wasserstoff zu lösen.

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